Gute Zeiten, schlechte Zeiten (Akronym: GZSZ) ist eine von der UFA Serial Drama produzierte Seifenoper. Sie wird seit 1992 beim deutschen Privatsender RTL montags bis freitags im Vorabendprogramm ausgestrahlt. Sie gilt als erfolgreichste deutsche Fernsehserie ihres Genres.
Inhalt
Handlung
Merkmale der Handlungsstränge
Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens
Die Serie handelt von überwiegend jungen Personen aus einem Kiez in Berlin-Mitte. Diese besuchen das Gymnasium, studieren, leisten ein soziales Jahr ab oder befinden sich in ihren ersten Berufsjahren, etwa in der Medienbranche, im Modebereich, in der Gastronomie und im Handwerk. Das Leben dieser Personen wird – gemäß der jungen Zielgruppe der Serie jugendgerecht – mit seinen Höhen und Tiefen dargestellt. Dieses beinhaltet Facetten aus den Bereichen Liebe, Trennungsschmerz, Intrigen, Mobbing in der Schule oder im Arbeitsleben, Machtkämpfe, Schwierigkeiten bei der Berufswahl, Träume von Gesangskarrieren, Drogen- oder andere Kriminalität, Krankheiten, Behinderungen und Todesfälle.
Längerfristige Identitätswandlungen
Mittelfristig erlebt das Publikum, wie diese jungen Figuren teils erhebliche Entwicklungen und Veränderungen ihrer Persönlichkeiten durchleben, ausgelöst etwa durch einschneidende äußere Geschehnisse. So wandelte sich die Hauptfigur Philip durch den Tod seiner Eltern und seiner Freundin vom jugendlichen Sonnyboy zum tiefgründigen Melancholiker und später zum erfolgreichen Arzt. Ein anderes Beispiel verkörpert die Hauptfigur Jasmin, die zunächst als sexuell gehemmt in der Serie erschien, jedoch durch die therapeutische Aufarbeitung eines lange zurückliegenden Vergewaltigungstraumas zu einer beziehungsfähigen jungen Frau geworden ist, die unter anderem ein Sextape von sich online stellt, um ihrer ins Stocken gekommenen Karriere auf die Sprünge zu helfen.
Haupt- und Nebenhandlungsstränge
Die Haupthandlungsstränge erstrecken sich in der Regel über mehrere Monate, wobei auch kürzere Nebenhandlungsstränge – teils auflockernder Natur – eingebunden sind, die sich oft nur auf wenige Episoden beziehen. Die längeren Handlungsstränge setzen häufig ein paar Episoden lang aus, werden dann aber zuverlässig in späteren Episoden wieder fortgesetzt. Oft kommt es vor, dass dieselbe Figur in mehrere Handlungsstränge gleichzeitig involviert ist. Zu Jubiläumsepisoden gewinnen die Haupthandlungsstränge erwartungsgemäß an Dramatik und Komplexität. In diesen Episoden kommt es zum Serientod und/oder anderen schlimmen Ereignissen oder auch zu schönen Anlässen wie Hochzeiten.
Darstellung von Lebens- und Liebesformen
Die Geschichten wirken zum Teil durchaus realitätsnah und greifen, wie bei diesem Genre üblich, oft auch gesellschaftliche Entwicklungen hin zu neuen Lebensformen sensibel auf. Bezüglich der Liebesgeschichten betrifft dieses zum Beispiel Dreiecksbeziehungen oder die Emanzipation Homosexueller – dargestellt durch mehrere gleichgeschlechtliche Beziehungen seit Beginn der Sendung, darunter unter anderem Lenny und Carsten, Franzi und Paula, Anni und Jasmin, oft verbunden mit differenzierter, wohlwollend begleitender Darstellung komplex verlaufender Coming-out-Prozesse. Auch thematisiert wird die immer häufigere Anbahnung von Liebesbeziehungen über das Internet, zuletzt gezeigt anhand des Liebespaars Lucy und Philip, einschließlich der damit verbundenen Chancen und Risiken. Dreiecksbeziehungen, wie die von John, Paula, Tim und Caroline oder die von John, Leon und Pia werden in der Serie ebenfalls behandelt.
Aufgriff von realgesellschaftlichen Themen
Ähnlich wie in der traditionsreichen ARD-Weekly-Soap Lindenstraße gibt es zahlreiche Handlungsstränge, die sich um realgesellschaftlichen Zündstoff drehen: Hierzu gehörten die Folterskandale bei der Bundeswehr – Hauptfigur Lenny wurde analog zu den real geschehenen Misshandlungen von Soldaten in Coesfeld in der Bundeswehrkaserne von Mitrekruten misshandelt. Weiterhin thematisiert werden die zunehmende Überschuldung junger Menschen, die Etablierung immer neuer (Designer-)Drogen in bestimmten jugendlichen Subkulturen, die gesellschaftsethisch diskutierte Sterbehilfe bei Schwerkranken oder auch die Bedrohung von Pressefreiheit durch Korruption. Letztere wurde im Jahr 2009 dargestellt durch die Auseinandersetzungen zwischen dem zu Enthüllungsgeschichten neigenden Redakteur Alexander Cöster und dem (zunächst heimlichen) Verleger Jo Gerner.
Weitere Beispiele:
- Als Lenny Cöster 2008 wegen einer Prügelei im Ausland kurze Zeit in das Gefängnis musste, machte sich seine Mutter Iris große Sorgen und nannte als Beispiel für ihre Sorge den Fall von Marco Weiss.
- Auch das Virus der Pandemie H1N1 2009/10 (Schweinegrippe), 2009 ein großes Thema in Deutschland, wurde bei GZSZ berücksichtigt: Lucy Cöster litt in der Zeit ihres Frankreichaustauschs unter dieser Form der Grippe. Daher konnte sie nicht in Berlin Weihnachten feiern.
- Das Jahr 2010 war stark geprägt von den Bemühungen der jungen illegalen Einwanderin Dascha aus Kasachstan, sich in Berlin über Wasser zu halten.
- Nach dem Pfusch beim Kölner U-Bahn-Ausbau, der vermutlich den Einsturz des Historischen Stadtarchivs am 3. März 2009 verursacht hat, wurde zum 18-jährigen Jubiläum von GZSZ im Mai 2010 Entsprechendes in die Serie eingebaut: Im Zuge des Ausbaus der U-Bahn-Station im Kiez wurde der gesamte Innenhof einschließlich Mocca und Hostel durch einen Erdrutsch verschüttet.
- Auch die deutsche Diskussion um Steuersünder-CDs wurde im Drehbuch berücksichtigt. Aus Angst, dass er mit solchem Datenmaterial entlarvt werden könnte, hörte Jo Gerner auf, Steuerhinterziehung zu betreiben. Sein Neffe Patrick bezichtigte sich selbst, das Delikt begangen zu haben und wurde später deswegen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
- Die Wirtschaftskrisen von Irland und Griechenland wurden ebenfalls thematisiert.
- 2014 wurde ein Organspendeskandal gezeigt.
- 2015/2016 wurde die Flüchtlingskrise behandelt.
- 2020 arbeitete Felix an einer Investition der Lehmann Bank in eine von Nazan mitentwickelte medizinische App namens „Res Q and A“ (deutsch etwa: Rettung: Frage und Antwort), mit Hilfe dieser idealerweise in gesundheitliche Gefahr geratene Menschen gerettet werden können. Hier zieht man Parallelen zur Corona-Warn-App, welche die Verlangsamung der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie zum Ziel hat.
- 2022 wurde ein Handlungsstrang in die Serie integriert, der Pathologisches Spielen zum Thema hat. Hier rutscht Tobias, gespielt von Jan Kittmann, in die Sucht nach Sportwetten aller Art ab. Er verliert hierbei seinen Job und sein Haus, macht weitere Schulden und schädigt auch seinen Arbeitgeber und seine Freunde. Die Macher der Serie wollen mit dem Thema auf die Gefahren, die mit Glücksspiel einhergehen, aufmerksam machen. Auch weitere Suchtthemen, wie die Alkoholsucht von Kathrin, gespielt von Ulrike Frank, wurden in der Vergangenheit zum Thema (2020).
Gelegentliche Realitätsferne und Unstimmigkeiten
Andererseits gab und gibt es immer wieder auch äußerst realitätsfern wirkende Handlungsstränge wie Mordserien – etwa durch den Fall des „Strumpfhosenmörders“ im Jahr 1994, aus dem RTL eine Art Ratekrimi mit Gewinnspielen für die Zuschauer machte –, Entführungen sowie mehrfach das Auftauchen bislang unbekannter Verwandter, oft eigener Kinder oder Geschwister, von denen die Figuren bis dahin nichts wussten. Eine Unstimmigkeit besteht auch darin, dass die beiden Figuren Dominik Gundlach (damals, vor seiner Adoption, noch Felix Löpelmann heißend) und Patrick Graf jr., schon in den frühen GZSZ-Jahren als Säuglinge zu sehen waren. Nach realer Zeitrechnung müssten die beiden Cousins, die in den späteren Episoden weit über 20 Jahre alt sind, noch rund zehn Jahre jünger sein. Öfters wurde in Gerichtsverfahren, die bei GZSZ zu sehen waren, nicht so verhandelt, wie es in deutschen Gerichtsverfahren der Fall ist. So wurden die Angeklagten bei ihrer Aussage unter Eid genommen, obwohl dies im deutschen Strafprozess nicht möglich ist. Des Weiteren werden von Kläger und Verteidigung Einspruch gegen Fragen der Gegenseite eingelegt, was nur im amerikanischen Strafprozessrecht üblich ist. Auch fern von Realität ist es, dass die Protagonisten oft den Job wechseln, und dies nie schwierig erscheint, da sie von Mitbewohnern oder anderen Kiezbewohnern rasch Jobangebote erhalten. Auch in Momenten von Arbeitslosigkeit ist Geldmangel zwar regelmäßig Thema jedoch nie tatsächlich zu erkennen. Generell fehlt es nicht an neuester Technik (Smartphone oder Laptop). Wohnungen sind immer mit allen nötigen Möbeln oder Utensilien ausgestattet.
Medieninfo
Fernsehsendung | |
Originaltitel | Gute Zeiten, schlechte Zeiten |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Genre | Daily-Soap |
Erscheinungsjahre | seit 1992 |
Länge | 25 Minuten |
Episoden | 7600+ |
Ausstrahlungs- turnus | montags bis freitags |
Titelmusik | |
Produktions- unternehmen | UFA Serial Drama |
Produktion | Guido Reinhardt, Rainer Wemcken |
Premiere | 11. Mai 1992 auf RTLplus |
→ Besetzung |