In der Schrift von Aristoteles "Rhetorik" werden 3 Redestrategien erwähnt, mit denen man versuchen kann, ein Publikum zu überzeugen:
- Den Charakter eines Sprechers zu etablieren (Ethos)
- das emotionale Element des Publikums zu beeinflussen (Pathos)
- sich speziell auf das Argument zu konzentrieren (Logos)
Aristoteles glaubt, dass die Etablierung des Charakters eines Sprechers bei der Überzeugung effektiv ist, weil das Publikum glauben wird, dass das, was der Sprecher sagt, wahr ist, wenn der Sprecher glaubwürdig und vertrauenswürdig ist. [Aristoteles ist der Ansicht, dass Menschen in unterschiedlichen Stimmungen nicht die gleichen Entscheidungen treffen, was den emotionalen Zustand des Publikums betrifft.
Aus diesem Grund muss man versuchen, das Publikum zu beeinflussen, indem man seine Emotionen unter Kontrolle hat, was die Überzeugungsarbeit effektiv macht. Das Argument selbst kann den Überzeugungsversuch beeinflussen, indem es das Argument des Falles so klar und stichhaltig macht, dass das Publikum versteht und glaubt, dass der Standpunkt des Sprechers wahr ist.
"Redestrategien sind über die einzelnen Sätze, Argumente und rhetorischen Mittel hinausgreifende, weit reichende und absichtsvolle Maßnahmen, mit denen in einer konkreten Situation eine Beeinflussung anderer erreicht werden soll; dabei werden in Reden besonders psychologische Methoden der Einflussnahme eingesetzt. Eine Strategie ist erst wählbar, wenn der Redner sein Ziel, seine Intention und Absicht, festgelegt hat. - Man muss also zunächst das Ziel der Rede bestimmen, um dann für die eingesetzten Strategien erklären zu können, wie mit ihnen das Ziel angestrebt wird." Quelle: Günther Einecke (http://www.fachdidaktik-einecke.de/ — 2003-2022)
Inhalt
Merkmale
- Aufwertung der Wir-Gruppe
- Abwertung der Gegner
- Beschwichtigung
- Desinformation
- Verharmlosung
- Emotionalisierung
- Polarisierung durch Freund- und Feindbilder
- Diffamierung
- Umdeutung
- Ideologisierung
- Tabubruch
- Angstverbreitung
- Drohung
- Parzellierung der Gegner
- Verzerrung anderer Positionen
- Sündenbock-Methode
- Anklage
- Schuldzuweisung
- Überredung
- Suggestion
- Information
- Kritik
- Offenlegung der Ziele
- rationale Begründung
- transparente Erklärung
- Beruhigung
- Bestätigung
- Unterstützung
- Lob
- Ermutigung
- Rat
- Dank
- Brückenbauen
- Angebote
- Vermittlung
- Entschuldigung
- Gedenken
- Mahnung
- Übernahme von Verantwortung
- explizites Nachdenken
- Offenlegung von Maßstäben
"Entsprechende Strategien finden sich als Gesprächsstrategien auch in vor allem öffentlichen und medienvermittelten Gesprächsrunden, an denen die Gesprächspartner mit interessengebundenen Absichten teilnehmen: Podiumsdiskussionen, Talkshows, Chats… (Literatur s.u.)." Quelle: (auch der Liste der Merkmale): Günther Einecke (http://www.fachdidaktik-einecke.de/ — 2003-2022)
Propaganda
Propaganda ist Kommunikation, die in erster Linie dazu dient, ein Publikum zu beeinflussen oder zu überzeugen, um eine bestimmte Agenda zu fördern, die nicht unbedingt objektiv ist und selektiv Fakten präsentiert, um eine bestimmte Synthese oder Wahrnehmung zu fördern, oder eine belastete Sprache verwendet, um eher eine emotionale als eine rationale Reaktion auf die präsentierten Informationen hervorzurufen. Propaganda findet sich in den Bereichen Nachrichten und Journalismus, Regierung, Werbung, Unterhaltung, Bildung und Aktivismus und wird häufig mit Material in Verbindung gebracht, das von Regierungen im Rahmen von Kriegsanstrengungen, politischen Kampagnen, Gesundheitskampagnen, Revolutionären, großen Unternehmen, ultra-religiösen Organisationen, den Medien und bestimmten Einzelpersonen wie Seifenkistenfahrern erstellt wird.
Zur Übermittlung von Propagandabotschaften wird eine breite Palette von Materialien und Medien verwendet, die sich mit der Erfindung neuer Technologien verändert haben, darunter Gemälde, Karikaturen, Plakate, Pamphlete, Filme, Radiosendungen, Fernsehsendungen und Websites. In jüngster Zeit hat das digitale Zeitalter neue Möglichkeiten zur Verbreitung von Propaganda hervorgebracht, z. B. werden derzeit Bots und Algorithmen eingesetzt, um computergesteuerte Propaganda und gefälschte oder verzerrte Nachrichten zu erstellen und in sozialen Medien zu verbreiten.
- hohe Emotionalität der Sprache (Pathos, Steigerungen durch Superlative, Wiederholungen und häufige Reihung von Einzelwörtern und Sätzen, rhetorische Figuren)
- starke Wertungen (zahlreiche Wertbegriffe und wertende Adjektive), besonders zur Diffamierung des Gegners
- Vorliebe für religiöse, kämpferische und militärische Begriffe
- Imperativischer Stil (Vorliebe für das Modalverb „müssen“, imperativische Anweisungen)
- Unbestimmtheit und Mehrdeutigkeit der Begriffe (Polysemie: „Freiheit“) und allgemeine Verschwommenheit des Ausdrucks, assoziationsreiche Begriffe (Konnotationen: das zum Wort Hinzugedachte)
- formalisierte Sprache (Schlagwörter, Slogans, stereotype Wendungen, feste Adjektiv-Nomen‑Koppelungen)
- niedrige Stilebene
- Scheinlogik (scheinlogische Satzverflechtung)
- Meinungssätze als Tatsachensätze ausgegeben
- mit Killer-Phrasen Gegner als Unterlegene behandeln: Sie werden zugeben, dass …; Ihre Worte zeigen…; Sie werden nicht darum herumkommen… ; Bekanntlich ist es so, dass…; Dazu fehlt Ihnen die Erfahrung…; Sie können sich doch nicht der Logik verschließen…; Wissenschaftliche Ergebnisse haben gezeigt, dass…; Das ist grundsätzlich richtig, aber…;
Quelle der Liste: Günther Einecke (http://www.fachdidaktik-einecke.de/ — 2003-2022); z.T. nach Uta Wernicke: Sprachwissen. Hamburg: Handwerk und Technik [1974], 1978, 168
Literatur
- Brinker, Klaus / Sager, Sven F.: Linguistische Gesprächsanalyse. Eine Einführung. Berlin: Erich Schmidt 2001
- Cetin, Emel: Eine linguistische Analyse des Verhaltens Gerhard Schröders in der Berliner Runde vom 18. September 2005- Uni Essen. Linse
- Sprechen über Politik in den Medien. Linguistische Aspekte der Rezeption von politischer Kommunikation, in: Pohl, Inge (Hg.): Semantische Aspekte öffentlicher Kommunikation, Frankfurt/Main 2002, 304-328
- Unterhaltung contra Information? Zur Nutzung politischer Fernsehdiskussionen, in: Tenscher, Jens/Schicha, Christian (Hgg.): Talk auf allen Kanälen. Angebote, Akteure und Nutzer von Fernsehgesprächssendungen, Wiesbaden 2002, 387ff
- Sprachwissen. Hamburg: Handwerk und Technik. Uta Wernicke, 1974, 168ff.
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