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Unter Explikation versteht man den Prozess der Herausarbeitung der Bedeutung von etwas, das nicht klar definiert ist, um zu verdeutlichen, was derzeit implizit bleibt. Der Begriff Explikation wird sowohl in der analytischen Philosophie als auch in der Literaturkritik verwendet. Rudolf Carnap war der erste, der den Begriff im Rahmen eines analytischen philosophischen Ansatzes in seinem Buch "Induktive Logik und Wahrscheinlichkeit" (1950) prägte, während der Begriff in Bezug auf die Analyse und Kritik verschiedener Formen von Literatur durch Gustave Lansons Idee der "Explication de texte" ersetzt wurde.

Inhalt

Verwendung

Das Wort "explizieren" ist ein Verb, das sich auf den Prozess des Explizierens bezieht. Das Wort "Explikation" ist ein Substantiv, das sich auf das Ergebnis dieses Prozesses bezieht: das explizierende Werk selbst. Da begriffliche Klarheit ein wichtiges Element der analytischen Philosophie ist, ist es wichtig, die Wörter entsprechend ihrer richtigen Definition zu verwenden, um unnötige Verwirrung zu vermeiden.

In der Theorie der natürlichen semantischen Metasprache sind Explikationen semantische Darstellungen des Wortschatzes. Diese Explikationen bestehen aus einer sehr begrenzten Menge von Wörtern, die als semantische Primzahlen bezeichnet werden und von denen man annimmt, dass sie in allen Sprachen eine universelle Bedeutung haben.

Logik

Eine Explikation im Carnap'schen Sinne ist rein stipulativ und damit eine Unterklasse der normativen Definitionen. Folglich kann eine Explikation nicht wahr oder falsch sein, sondern nur mehr oder weniger geeignet für ihren Zweck.

Beispiele für ungenaue Alltagskonzepte, die einer Erklärung bedürfen, sind unsere Konzepte von Ursache und von Konditionalien. Unser Alltagsbegriff der Ursache unterscheidet nicht zwischen notwendigen Ursachen, hinreichenden Ursachen, vollständigen Ursachen usw. Jeder dieser präziseren Begriffe ist eine Explikation unseres natürlichen Begriffs der Ursache.

Die natürliche Sprache spezifiziert Wahrheitsbedingungen für Sätze der Form "Wenn p, dann q" nur für Situationen, in denen "p" wahr ist. (Die meisten von uns haben wahrscheinlich keine klaren Intuitionen bezüglich der Wahrheitsbedingungen des Satzes "Wenn ich in die Sonne gehe, bekomme ich einen Sonnenbrand" in Situationen, in denen ich nie in die Sonne gehe.) Eine Explikation des Konditionals wird auch Wahrheitsbedingungen für Situationen angeben, in denen "p" nicht wahr ist.

Adäquatheit

Carnap nennt für Explikate vier Adäquatheitsbedingungen:

  1. Ähnlichkeit mit dem Explikandum: Das Explikat muss dem Explikandum ähnlich sein, da ansonsten keine Explikation vorliegt.
  2. Exaktheit: Der Gebrauch des Explikats soll ausdrücklich, eindeutig und möglichst präzise geregelt sein.
  3. Fruchtbarkeit (wissenschaftliche Nützlichkeit): Das Explikat muss sich in der wissenschaftlichen Praxis bewähren und insbesondere in der Lage sein, auch überall dort, wo bisher das Explikandum ausreichend die Anforderungen erfüllte, an dessen Stelle zu treten. Das Explikat soll so beschaffen sein, dass es nach Möglichkeit als Bestandteil einer in sich geschlossenen Theorie fungieren kann.
  4. Einfachheit: Das Explikat soll dem Prinzip der Einfachheit genügen. Dort, wo unter den Gesichtspunkten einer bestimmten Theorie mehrere Explikate vom Explikandum ausgehend konstruiert werden können, soll dasjenige ausgewählt werden, das mit einem Minimum an logischer und allgemein systemtheoretischer Reichhaltigkeit auskommt. Es wird also wenig zweckvoll sein, solche Explikate ausgehend von einem bestimmten Explikandum zu konstruieren, die zugleich die Änderung großer Teile oder gar ganzer wissenschaftlicher Systeme verlangen. Diese Einfachheit soll zwei Forderungen erfüllen: (a) Die Einfachheit der Begriffsdefinition und (b) Die Einfachheit der durch diesen Begriff ermöglichten Gesetzesaussagen

Literaturkritik

In der Literaturkritik hingegen wird der Begriff "Explikation" stellvertretend für den (von Gustave Lanson (1857 – 1934) vorgeschlagenen) Begriff "explication de texte" verwendet, bei dem zusätzliche Erkenntnisse und Bedeutungen aus der "close reading" (genauen Lektüre) eines Gedichts, Romans oder Theaterstücks gewonnen werden.

Bei diesem Prozess wird oft Zeile für Zeile oder Episode für Episode kommentiert, was in einem Text vor sich geht. Auch wenn dies auf den ersten Blick recht harmlos erscheinen mag, ist die "explication de texte" und die "explication" an sich ein Interpretationsprozess, bei dem das daraus resultierende neue Wissen, die neuen Einsichten oder die neuen Bedeutungen später von anderen diskutiert und widerlegt werden können.