WortlehreWortlehre

Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitliches didaktisches Konzept, das ausdrücklich die Aktivität des Lernenden voraussetzt. Die Organisation des Lernprozesses orientiert sich an den "Handlungsprodukten", die zwischen Lehrer und Schüler vereinbart werden.

Inhalt

Überblick

Studierende mehr tun müssen, als nur zuzuhören, um zu lernen. Sie müssen lesen, schreiben, diskutieren und sich an der Lösung von Problemen beteiligen. Dieser Prozess bezieht sich auf die 3 Lernbereiche, die als Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen (KSA = Knowledge, Skills, and Abilities) bezeichnet werden. Diese Taxonomie des Lernverhaltens kann als "die Ziele des Lernprozesses" betrachtet werden. Insbesondere müssen sich die Schüler mit Denkaufgaben höherer Ordnung wie Analyse, Synthese und Bewertung befassen.

Das Ergebnis dieses Lernprozesses sollte ein Gleichgewicht zwischen "Kopf, Herz und Hand" (Johann Heinrich Pestalozzi, 1746-1827) sein, d.h. kognitives, affektives und psychomotorisches Lernen.

Handlungsorientierter Unterricht geht in der Regel von einer konkreten Situation zur Übung aus (Erster Schritt), um daraus (Zweiter Schritt) eine allgemeine Gesetzmäßigkeit abzuleiten oder ein allgemeines Prinzip zu erklären (induktives Vorgehen). Das Gegenkonzept ist das Instruktionslernen. Es erklärt zuerst das Prinzip, die Gesetzmäßigkeit oder den Zusammenhang, um dann Einzelfälle in Form von Übungen oder Beispielen zu behandeln (deduktives Vorgehen).

Das Konzept ist im Wesentlichen der konstruktivistischen Didaktik zuzuordnen; es beinhaltet aber auch "aktive" Methoden, die von Pädagogen wie Célestin Freinet und Maria Montessori entwickelt wurden.

Merkmale

Es gibt eine Vielzahl von Alternativen für den Begriff handlungsorientiertes Lernen, wie z. B.: spielerisches Lernen, technologiegestütztes Lernen, aktives Lernen, Gruppenarbeit, Projektmethode usw.
Die gemeinsamen Faktoren sind einige wichtige Eigenschaften und Merkmale des aktiven Lernens. Handlungsorientiertes Lernen ist das Gegenteil von passivem Lernen; es ist lernerzentriert, nicht lehrerzentriert, und erfordert mehr als nur Zuhören; die aktive Beteiligung jedes einzelnen Schülers ist ein notwendiger Aspekt beim aktiven Lernen. Die Schüler müssen etwas tun und gleichzeitig über die geleistete Arbeit und den dahinter stehenden Zweck nachdenken, damit sie ihre Fähigkeiten des übergeordneten Denkens verbessern können.

Forschungsstudien haben gezeigt, dass handlungsorientierter Unterricht (siehe auch den Essay: Text- oder Handlungsorientierung?) als Strategie das Leistungsniveau steigern kann. Allerdings fällt es einigen Schülern wie auch Lehrern schwer, sich an die neue Lerntechnik anzupassen.

Grundsätze

  1. Zielgerichtet: die Relevanz der Aufgabe für die Anliegen der Schüler.
  2. Reflektierend: Reflexion der Schüler über die Bedeutung des Gelernten.
  3. Aushandeln: Aushandeln von Lernzielen und -methoden zwischen Schülern und Lehrern.
  4. Kritisch: Die Schüler schätzen verschiedene Wege und Mittel zum Erlernen des Inhalts.
  5. Komplex: Die Schüler vergleichen die Lernaufgaben mit den komplexen Gegebenheiten im wirklichen Leben und führen eine reflektierte Analyse durch.
  6. Situationsorientiert: Die Notwendigkeit der Situation wird berücksichtigt, um Lernaufgaben zu erstellen.
  7. Engagiert: Aufgaben aus dem wirklichen Leben werden in den Lernaktivitäten berücksichtigt.

Lernumgebung

  1. Ausgerichtet auf konstruktivistische Strategien und entwickelt aus traditionellen Philosophien.
  2. Förderung des forschungsbasierten Lernens durch Untersuchungen und authentische wissenschaftliche Inhalte.
  3. Förderung der Führungsqualitäten der Schüler durch Aktivitäten zur Selbstentwicklung.
  4. Schaffung einer Atmosphäre, die für gemeinschaftliches Lernen geeignet ist, um sachkundige Lerngemeinschaften aufzubauen.
  5. Schaffung eines dynamischen Umfelds durch interdisziplinäres Lernen und hochkarätige Aktivitäten für eine bessere Lernerfahrung.
  6. Integration von früherem und neuem Wissen, um bei den Schülern eine reichhaltige Wissensstruktur zu schaffen.
  7. Aufgabenbasierte Leistungsverbesserung, indem den Schülern ein realistischer praktischer Sinn für den im Unterricht gelernten Stoff vermittelt wird.

Beispiele

Projektunterricht

Projektunterricht ist eine handlungsorientierte, ganzheitliche, lernerzentrierte, integrative Lernform, die curricular offen ist und sich durch Lernerautonomie (Selbstorganisation, Selbstverantwortung) und Teamwork auszeichnet. Die Ergebnisse sind Produkte im oben genannten Sinn.

Lernen durch Lehren

Seit dem Anfang der 1980er Jahre hat sich die handlungsorientierte Methode Lernen durch Lehren (LdL) in allen Fächern und Schultypen (auch an der Hochschule) etabliert. Das Konzept wurde zunächst im Französischunterricht des Gymnasiums durch Jean-Pol Martin erprobt und verbreitet. In dem Handbuch zur Französischdidaktik von Nieweler (2006) wird LdL im Glossar als „radikale Form der Schüler- und Handlungsorientierung“ charakterisiert.

Freiarbeit

Freiarbeit ist eine Form des offenen Unterrichts, die auf die Reformpädagogik zurückgeht. Je nach Grad der Freiarbeit arbeiten die Schüler nach ihren Interessen in organisatorischer, zeitlicher, räumlicher, kooperativer, methodischer, inhaltlicher und individueller Freiheit. In weniger radikalen Formen der Freiarbeit wählen die Schüler frei aus einem vorbereiteten Pool Materialien aus und bearbeiten diese.

Stationenlernen

Das Stationenlernen, auch als Lernen an Stationen, Stationenbetrieb, Stationenarbeit oder Lernzirkel bzw. Lerntheke (oder Lehrtheke) bezeichnet, ist eine Lehrtechnik, bei der die Schüler in der Regel selbstgesteuert und eigentätig anhand vorbereiteter Materialien, die in Stationen angeordnet sind, lernen.

Mehrdimensionales Lernen

Mehrdimensionales Lernen ist eine Form des komplexen Lernens, bei der mehrere Lernpotenzen beim Lernenden aktiviert und gleichzeitig mehrere Lernverfahren miteinander verknüpft werden. Dies bedeutet zum Beispiel, dass sinnliche Erfahrungen wie Anfassen, Ertasten, Befühlen (Sensorisches Lernen) mit praktischem Ausprobieren und Experimentieren (Motorisches/manuelles Lernen) sowie Zerlegen, Vergleichen, Verstehen (Verstehendem Lernen) Hand in Hand gehen. Die Schwerpunktsetzung hängt dabei vom jeweiligen Alter des Lernenden, seinem favorisierten Lernzugang und dem Lerngegenstand ab. Schulanfänger erkunden beispielsweise nach diesem Unterrichtsprinzip ihren Schulweg selbstständig unter der Zielsetzung, sich ein Schulwegspiel zu erstellen, mit dem sich alle möglichen Ereignisse auf dem Weg zur Schule praktisch übend durchspielen lassen.

Konstruktivistischer Rahmen

Handlungsorientierter Unterricht basiert auf den Grundsätzen des Konstruktivismus, die kognitiver, evolutiver und affektiver Natur sind.

Diese postuliert, dass Menschen die äußere Realität nur mit Hilfe ihrer Sinnesorgane wahrnehmen können und dass jeder Mensch seine Realitätsvorstellung aus den Wahrnehmungen im Laufe seines Lebens konstruiert. Dadurch ergibt sich zunächst, dass die Vorstellungen interindividuell verschieden sein können. Für die (handlungsorientierte) Didaktik besonders relevant ist die Schlussfolgerung, dass es kein sinnvolles Ziel sein kann, eine bestimmte Vorstellung von der „Realität“ in einem anderen Menschen zu verankern, wie es mittlerweile überholte Formen der Instruktion versuchen. Stattdessen muss der Lernende bei der Konstruktion seiner Vorstellung unterstützt werden, indem man ihm Möglichkeiten zur Prüfung der eigenen Vorstellungen an der Realität eröffnet.

Es gibt verschiedene Aspekte des Lernens, einige davon sind:

  1. Lernen durch sinnvolle Rezeption, beeinflusst von David Ausubel, der das Vorwissen des Lernenden hervorhebt und es als Schlüsselfaktor beim Lernen betrachtet.
  2. Lernen durch Entdeckung, beeinflusst von Jerome Bruner, bei dem die Schüler durch die Entdeckung von Ideen mit Hilfe von Situationen, die vom Lehrer bereitgestellt werden, lernen.
  3. Konzeptueller Wandel: Missverständnisse treten auf, wenn die Schüler ohne Anleitung Wissen entdecken; die Lehrer vermitteln Wissen, wobei sie die üblichen Missverständnisse über den Inhalt berücksichtigen und das von den Schülern konstruierte Wissen evaluieren.
  4. Der Konstruktivismus, der von Forschern wie Lev Vygotsky beeinflusst wurde, schlägt kollaborative Gruppenarbeit im Rahmen von kognitiven Strategien wie Hinterfragen, Klären, Vorhersagen und Zusammenfassen vor.

Literatur