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Hypertextfiction ist ein Genre der elektronischen Literatur, das sich durch die Verwendung von Hypertext-Links auszeichnet, die einen neuen Kontext für die Nichtlinearität in der Literatur und die Interaktion mit dem Leser schaffen. Der Leser wählt in der Regel Links aus, um von einem Textknoten zum nächsten zu gelangen, und stellt auf diese Weise eine Geschichte aus einem größeren Pool möglicher Geschichten zusammen. Der Geist der Nichtlinearität findet sich auch in der interaktiven Fiktion wieder.

Der Begriff kann auch verwendet werden, um traditionell veröffentlichte Bücher zu beschreiben, in denen eine nichtlineare Erzählung und interaktive Erzählung durch interne Verweise erreicht wird. James Joyces "Ulysses" (1922), Vladimir Nabokovs "Fahles Feuer" (1962) und Julio Cortázars "Rayuela" (1963) sind frühe Beispiele, die dem Wort "Hypertext" vorausgingen, während ein gängiges Beispiel aus der Popkultur die Choose Your Own Adventure (CYOA) Reihe in der Belletristik für junge Erwachsene und andere ähnliche Spielbücher sind.

Die erste als solche veröffentlichte Hyperfiction war „Afternoon, a story“ (1987) von Michael Joyce. Damit begann die Entwicklung der literarisch orientierten Hypertext-Theorie, die den Hypertext als literarische Textsorte sieht, die sich aus avantgardistischen Tendenzen des Aufbaus von Texten entwickelt hat.

Inhalt

Definition

Über die Definition von Hypertext-Literatur besteht wenig Einigkeit. Der ähnliche Begriff Cybertext wird oft synonym mit Hypertext verwendet. In der Hypertext-Literatur spielt der Leser eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Erzählung. Jeder Benutzer erhält ein anderes Ergebnis, das auf den von ihm getroffenen Entscheidungen beruht. Cybertexte können mit dem Übergang zwischen einem linearen Stück Literatur, wie einem Roman, und einem Spiel gleichgesetzt werden. In einem Roman hat der Leser keine Wahl, die Handlung und die Figuren werden alle vom Autor ausgewählt, es gibt keinen "Benutzer", sondern nur einen "Leser". In einem Spiel trifft die Person Entscheidungen und entscheidet, welche Handlungen sie ausführt, welche Schläge sie ausführt oder wann sie springt.

Die Flexibilität des elektronischen Textes (Hyperfiction) ermöglicht eine neue Form des phantasievollen Schreibens, die bereits als 'interaktive Fiktion' bezeichnet wurde.
In ihrer einfachsten Form benötigt die interaktive Fiktion nur diese beiden Elemente: Episoden (Themen) und Entscheidungspunkte (Links) zwischen den Episoden.
Die Episoden können Absätze aus Prosa oder Poesie sein, und sie können von beliebiger Länge sein. Ihre Länge gibt den Rhythmus der Geschichte vor - wie lange der Leser ein konventioneller Leser bleibt, bevor er oder sie bevor er aufgefordert wird, sich an der Auswahl der nächsten Episode zu beteiligen.

Merkmale

Hyperfiction zeichnet sich durch vernetzte Textknoten aus, die eine fiktive Geschichte bilden. In jedem Knotenpunkt gibt es oft mehrere Optionen, die den Leser zum nächsten Punkt führen können. Im Gegensatz zur traditionellen Belletristik ist der Leser nicht gezwungen, die Geschichte von Anfang bis Ende zu lesen, sondern kann selbst entscheiden, was er tun möchte. In diesem Sinne ähnelt es einer Enzyklopädie, bei der der Leser einen Knotenpunkt liest und dann einen Link auswählt, dem er folgt. Während sich dies auf Papier leichter bewerkstelligen lässt, ist es auf einem Bildschirm eine ganz andere Erfahrung. Der Leser kann in unvorhersehbare Schleifen geraten, da nicht alle Links durch ihren Titel erklärt werden. Die Fiktion kann Text, Zitate und Bilder enthalten.

Es gibt verschiedene Formen, die Hypertext-Fiction annehmen kann. Diese Formen sind axial, bogenförmig und vernetzt. Axiale Hypertext-Filme haben einen zentralen Handlungsstrang mit Links, die abzweigen und zum zentralen Handlungsstrang zurückkehren. Arboreszente Fiktionen verzweigen sich in sich gegenseitig ausschließende Handlungsstränge, und vernetzte Fiktionen haben mehrere Ausgangspunkte und nicht immer ein festes Ende. Ein einzelnes Werk der Hypertext-Fiction kann eine Mischung aus diesen drei Formen aufweisen.

Fazit

"Das Lesen von Hyperfictions hat, im Vergleich zum konventionellen Lesen von linearen Texten, dem Lesevorgang völlig neue Ansätze und Schwierigkeiten eingebracht. Die Struktur von Hyperfictions sind ganz eindeutig dem Medium verpflichtet, in welchem sie ihre sämtlichen Spielformen ausschliesslich realisieren können. Durch ihre physische Elitisierung (durch das technische Medium) können sie bezüglich Mobilität (noch) nicht mit gedruckten Texten konkurrieren. Technische Realisierungen zeigen heute zwar die Ansätze der Möglichkeiten, literarische Hypertexte zu publizieren; diese sind heute aber weder akzeptiert, noch weit verbreitet. Die neuen Möglichkeiten der Verknüpfung von Textteilen bietet noch nie dagewesene Lesarten, welche wirklich assoziativer und vielfältiger als linear zu lesende Texte sein können."

"Die Aufgaben und Pflichten von Leser und Autor verschieben sich in Richtung Gleichgewicht. Dass Leser von Hyperfictions schon mehr Verantwortung im blossen Umgang mit dem Text übernehmen müssen, ist genauso ungewöhnlich wie die Tatsache, dass Autoren alte Machtansprüche und Kontrollvorstellungen aufgeben müssen."

Quelle: Hyperfictions - Literatur der Zukunft?; Christian Bachmann: Oraliteralität: Von Wandersagen zum Hypertext; Universität Zürich

Literatur