Projektbasierter Unterricht oder Projektunterricht ist eine Lehrmethode, die dem Lernenden einen Einblick in die Praxis eines Themas in einer Projektumgebung gibt und so praxisrelevante Konzepte und Grundsätze vermittelt. Es handelt sich um eine Erneuerungsidee, die mehr Lebensnähe, Problembewusstsein und interdisziplinäres Denken sowie Verselbstständigung und Kooperationsbereitschaft anstrebt. Die Methode konzentriert sich auf den Schüler und nicht auf den Lehrer, die Methode konzentriert sich auf den Prozess und nicht auf das Produkt.
Inhalt
Definition
Eine genaue Definition ist schwierig, da die Projektpädagogik in der Praxis auf unterschiedliche Weise umgesetzt wird. So handelt es sich manchmal um eine Form der Arbeit und in einem anderen Fall um eine Form der Bildung. Manchmal ist das Thema real, manchmal ist es eine Simulation. Manchmal ist die Struktur locker und manchmal ist sie fest. Manchmal ist es stark lehrergesteuert und manchmal selbstgesteuert. Manchmal geht das Projekt von einem Fach aus und manchmal von allen Fächern. Manchmal wird eine Gruppe als eine Summe von Individuen gesehen, manchmal wird das Lernen und Arbeiten in der Gruppe selbst als der wichtigste Teil betrachtet.
Methode
Die Methode zielt darauf ab, die Selbständigkeit der Schüler zu fördern. Der Schüler erwirbt nicht nur Wissen, sondern erlernt auch soziale und kommunikative Fähigkeiten und lernt, wie man lernt. Der Projektunterricht appelliert an die Selbständigkeit und Eigenverantwortung des Schülers. Die unternehmerische Bildung geht noch einen Schritt weiter (der Lernende wählt das Thema oder den Kunden selbst aus). In der Regel arbeiten die Schüler und Studenten manchmal einzeln, meist aber in einer Gruppe, halbselbstständig an einer Aufgabe mit einem konkreten Ergebnis.
Der Projektunterricht ist gesellschaftlich relevant und konzentriert sich auf Gruppenlernen und problemorientiertes Arbeiten. Die Schülerinnen und Schüler lernen so die Grundlagen ihres Berufes: das Analysieren und Lösen von berufsspezifischen Problemen. Dazu müssen sie sich treffen, eine Sitzung leiten, einen Bericht schreiben und soziale Kompetenzen erwerben: Sprechen in einer Gruppe, Durchsetzungsvermögen, Zuhören, Antizipation, etc. Neben diesen sozialen Lernzielen gibt es auch technische Aspekte: Wie formuliert man ein Problem, wie sammelt man Informationen, wie geht man ein Interview an, wie sorgt man für ein konkretes Produkt, das dem gestellten Problem entspricht? Die Integration von Theorie und Praxis ist wichtig. Es ist eine Form der Arbeit, die emanzipatorisch wirken soll. Es ist kein Zufall, dass die Methode in den 1960er Jahren wiederentdeckt wurde.
Prozess
Der Projektunterricht besteht aus den folgenden Phasen. Der Lernende ...
- wird mit einem Problem konfrontiert
- untersucht das Problem allein oder mit anderen
- schlägt eine Lösung vor
- überträgt diese Lösung in ein konkretes Endergebnis, das erreicht werden soll
- beschreibt im Voraus die gemeinsamen Aktivitäten, die zu diesem Endergebnis führen werden
- führt dieses Projekt durch, testet das Endprodukt und setzt es um
- reflektiert über das durchgeführte Projekt
Bedingungen
Der Lernende muss Vorkenntnisse über den Inhalt haben (siehe Leirman 1977), darin sind sich die meisten Wissenschaftler einig. De Bie und Louwerse stellen die folgenden Bedingungen auf:
- ein ausreichendes Grundwissen und eine Vororientierung in Bezug auf die unterrichteten Themen
- die Fähigkeit, ein fundiertes Ziel zu formulieren
- die Fähigkeit, die Ziele und die Arbeit (unter-)teilen zu können
- in der Lage sein, die Gruppendynamik eingehend zu reflektieren
- über ausreichende Lernfähigkeiten wie Recherche und Berichterstattung verfügen
Vorteile
- Steigert das Engagement der Lernenden
- Setzt das Gelernte in die "reale" Welt um
- knüpft an die Leidenschaft, Interessen und Anliegen der Lernenden an und baut darauf auf
- Bietet einen sinnvollen und authentischen Kontext für das Lernen
- Lässt den Lernenden in die Komplexität der Alltagswelt eintauchen
- Untersucht "echte" Probleme, also ohne vorgegebene Lösung
- Erlaubt es den Schülern, die Führung zu übernehmen, und überlässt ihnen kritische Auswahlmöglichkeiten und Entscheidungen
- Setzt hohe Standards für die Entwicklung und den Nachweis wesentlicher Fähigkeiten und Kenntnisse
- Der Lernende arbeitet multidisziplinär
- Viel Gelegenheit zur Reflexion und Selbsteinschätzung
- liefert Ergebnisse, die der Gesellschaft tatsächlich zugute kommen können
Nachteile
- Monoton, wenn nur projektorientiert
- Gefahr, dass dem Inhalt nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Oft wiederholen sich dieselben Lernaktivitäten unabhängig vom Thema
- Behauptet messbare Lernziele, während diese in der Praxis kaum definiert sind
- Erfordert Anpassungen an bestehenden Lernzielen oder Kompetenzen
- Pädagogische Betreuer sind nicht in der Lage, die Endprodukte fachkundig zu beurteilen
Literatur
- Susanna Endler, Peter Kührt, Bernd Wittmann: Projektarbeit. Projektkompetenzen handlungsorientiert erlernen. Ein Handbuch für Schüler. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan 2010, ISBN 978-3-8085-8284-8.
- Herbert Gudjons: Handlungsorientiert lehren und lernen, Projektunterricht und Schüleraktivität. 6. Auflage. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2001, ISBN 3-7815-0441-7.
- Jean-Pol Martin: Vorschlag eines anthropologisch begründeten Curriculums für den Fremdsprachenunterricht. Narr, Tübingen 1994, ISBN 3-8233-4373-4.
- Erich Lipp u. a.: Projekte begleiten (Gruppenprojekte und individuelle Arbeiten). Handbuch für Lehrpersonen, Praxishilfe (Ordner) und Leitfaden für Schülerinnen und Schüler. Schulverlag plus, Bern 2011, DNB 1018775250.
- Siegbert Warwitz, Anita Rudolf: Projektunterricht. Didaktische Grundlagen und Modelle. Verlag Hofmann, Schorndorf 1977, ISBN 3-7780-9161-1.
- Silke Traub: Projektarbeit erfolgreich gestalten. Über individualisiertes, kooperatives Lernen zum selbstgesteuerten Kleingruppenprojekt. UTB, Bad Heilbrunn 2012, ISBN 978-3-8252-3657-1.
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