Mit Unterrichtsformen werden Grundtypen des Unterrichts bezeichnet. Diese Grundtypen unterscheiden sich deutlich in ihren Verläufen und zielen jeweils auf die Ermöglichung eigener Formen des Lernens.
Inhalt
Methoden
Methodische Kategorien stellen mit spezifischen Zielen verbundene Kombinationen von Unterrichtsmethoden für zeitlich ausgedehnte Lehr-Lern-Arrangements dar (z. B. Lehrgang, Unterrichtseinheit, Projekt, Praktikum).
- Gemeinsamer Unterricht: nicht differenzierter Unterricht, Klassengemeinschaft
Diese Methode ist ein nicht differenzierter Unterricht, indem z. B. inner- und außerschulische Vorhaben vor- und nachbereitet werden (Organisation, Klassenausflüge, Feiern usw.) - Instruktionsunterricht: z. B. Fachunterricht, Lehrgänge (vorwiegend vom Lehrer gelenkt)
Er ist durch ein hohes Ausmaß an Lehrerlenkung gekennzeichnet und überwiegend als Frontalunterricht organisiert. Er ist gut geeignet, um Problemzusammenhänge aus Sicht der Lehrkraft zu vermitteln, die Fachkompetenz der Schüler aufzubauen und Schülerleistungen miteinander zu vergleichen. Diese Form ist weniger geeignet, um selbständiges Lernen anzubahnen. - Kooperativer Unterricht: z. B. Projektunterricht (mit hohen Anteilen an Gruppen- und Teamarbeit)
Dieser fördert bei den Schülern mit gemeinsamen Zielabsprachen und einem hohen Anteil von Gruppen- und Teamarbeit schwerpunktmäßig soziale und kommunikative Kompetenzen und kann das Selbstwertgefühl von Schülern in der Auseinandersetzung mit der Gruppe stärken. - Individualisierter Unterricht: z. B. Freiarbeit (mit hohen Anteilen an selbst organisierten Lernprozessen auf Seiten der Schüler)
Er zeichnet sich durch einen hohen Anteil selbstorganisierten Lernens sowie überwiegend als Einzel- oder Partnerarbeit aus. Er ist gut geeignet, um individuelle Lernschwerpunkte zu setzen und Methodenkompetenzen aufzubauen. Individualisierter Unterricht sollte zum Üben, Festigen und Wiederholen eingesetzt werden. - Marktplatzarbeit: z. B. Schulöffentliche Präsentation von Ergebnissen
Hier können Schüler in einem vorgegebenen Rahmen etwas Erarbeitetes, an eine größere Zuschauerschaft oder an die Öffentlichkeit gewendet, präsentieren und ihre Selbstwirksamkeit in den entsprechenden Raum hinein bzw. in den öffentlichen Raum hinein erfahren. Marktplatzarbeit kann beinhalten, die Schüler dazu zu befähigen, sich auch gegenüber Menschen in der Gesellschaft artikulieren zu können, die sie größtenteils nicht persönlich kennen, denen gegenüber sie jedoch etwas kommunizieren wollen. Der Marktplatz ist eine Metapher dafür. - Werkstattunterricht
Mit dieser Methode wird vor allem in der Grundschuldidaktik zunehmend aber auch in den Sekundarstufen eine Lehr- und Lernmethode bezeichnet, in der die Schüler anhand geeigneter Aufgabenstellungen und Reflexionsphasen innerhalb vorbereiteten Materials selbständig bestimmte Lernziele erreichen sollen. Dabei kann es sich im kognitiven Bereich um Lesewerkstatt, Schreibwerkstatt oder auch Mathematikwerkstatt handeln, aber auch um sachunterrichtliche Themen oder auch handwerkliche künstlerische Werkstätten, in der Sekundarstufe Philosophenwerkstatt oder Werkstatt Globalisierung.
Offener Unterricht
Offener Unterricht ist ein Unterrichtskonzept, das auf eine Öffnung des schulischen Unterrichts abzielt, was vor allem eine klar nachvollziehbare Unterrichtsplanung und eine veränderte Funktion der Lehrperson meint; diese steht nicht ausschließlich im Zentrum des Unterrichts, sondern stellt bedürfnisgerechte Lernumgebungen innerhalb und außerhalb der Schule bereit, in denen die Kinder ihr Lernen selbst organisieren. Offener Unterricht setzt sich abwechselnd aus von der Lehrperson konzipierten sowie von den Lernenden teilweise bzw. vollständig frei gestalteten Phasen zusammen.
Ein Unterricht ist offener als ein anderer, ...
- wenn Einfälle, Gedankenverbindungen, Auslegungen, Ergänzungen und Themenverschiebungen vonseiten der Schüler zugelassen sind und den Unterricht mitgestalten;
- wenn das im Unterricht eingesetzte Material wie auch die Unterrichtsplanung selbst Leerstellen enthalten, in denen sich Schülerinitiativen entfalten können und von denen aus der geplante Verlauf des Unterrichts revidiert werden kann;
- wenn Planungsvorhaben laufend korrigiert, abgeändert oder fallengelassen werden können;
- wenn die Zeitplanung (Stundengestaltung und ‑ausfüllung) in die Entscheidung der Lerngruppe gestellt ist,
- wenn Alternativen hinsichtlich der Ziele wie der Wege mitgeplant wurden und in die Entscheidung der Lerngruppe gestellt ist;
- wenn Alternativen hinsichtlich der Ziele wie der Wege mitgeplant wurden und weitere Alternativen in der Unterrichtssituation ausprobiert werden können;
- wenn die Schüler die Möglichkeit haben, eigene Unterrichtsvorhaben anzuregen und durchzuführen;
- wenn er Schülern Gelegenheit bietet, ihre Interessen zu artikulieren, und von diesen Interessen seinen Ausgang nimmt,
- wenn die Schüler an der Unterrichtsplanung aktiv mitwirken können;
- wenn in ihm verschiedene Perspektiven und Deutungen des zu bearbeitenden Gegenstandes zur Geltung kommen können;
- wenn er Gelegenheit zum Probehandeln bietet und Misserfolge dabei keine Sanktionen nach sich ziehen;
- wenn Fragen, Einwände und Proteste der Schüler zugelassen und Konsequenzen daraus gezogen werden;
- wenn die Schüler einem individuellen Plan folgen können und keiner Zwangsunterweisung im geschlossenen Klassenverband unterworfen sind;
- wenn die Schüler eigene Hypothesen formulieren und diese selbst überprüfen können, wenn sie Versuche und Experimente selbst entwerfen und durchführen, Instrumente selbst bedienen, Materialien selbst bearbeiten oder manipulieren, Quellen selbst suchen und studieren können.
Quelle: Schreckenberg, W.: „Guter“ Unterricht - „schlechter“ Unterricht. Düsseldorf: Schwann 1980, 82
Literatur
- Brügelmann, Hans und Karin: Kann man „Offenen Unterricht“ beurteilen? In: Grundschulzeitschrift 87/1995.
- Czerwenka, Kurt: Offener Unterricht und Freiarbeit - Möglichkeiten und Grenzen,. In: Forum E, 5/1992.
- Jürgens, Eiko: Diskussion der Wirkungen Offenen Unterrichts. In: Schulmagazin 5-10, 9/1995.
- Kasper, Hildegard: Offener Unterricht in der Diskussion. Grundschule 5/1988.
- Klafki, Wolfgang: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Beiträge zur kritisch-konstruktiven Didaktik. Beltz Verlag, Weinheim, Basel, 1985.
- Kube, Bernhard: Wie wollen Sie das denn bewerten? Bewertungsprobleme bei offenen Unterrichtsformen. In: Grundschule 2/1996.
- Nerdel, Claudia: Grundlagen der Naturwissenschaftsdidaktik: Kompetenzorientiert und aufgabenbasiert für Schule und Hochschule. Springer Spektrum, Wiesbaden [2017], ISBN 978-3-662-53157-0
- Meyer, Hilbert: Leitfaden Unterrichtsvorbereitung. 6., komplett überarb. Aufl., Cornelsen, Berlin 2012, ISBN 978-3-589-22458-6
- Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden I, Theorieband. Frankfurt am Main, 1994
- Wallrabenstein, Wulf: Wie planbar ist offener Unterricht? In: Pädagogik 4/1996.
- Winkel, Rainer: Offener oder Beweglicher Unterricht. In: Grundschule 2/1993.
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