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Eine Wandzeitung ist eine Art von Zeitung, die an einer Wand präsentiert wird. Sie befasst sich in der Regel mit einem bestimmten Thema und wird ähnlich wie eine normale Zeitung in Form von Artikeln (und Spalten) präsentiert.

Wandzeitungen werden in Schulungskursen als Lehrmittel eingesetzt, oft in Form von Gruppenarbeiten.

Inhalt

Didaktik

"In der Schule findet man zum einen die Wandzeitung, die von Schülern und Schülerinnen angefertigt wird und aus einer Sammlung von Zeitungsausschnitten über das politische, wirtschaftliche und kulturelle Geschehen besteht und mehr der Information der Mitschüler dient. Damit Schülerinnen und Schüler lernen, sich kritisch mit dem politischen Tagesgeschehen und den darüber in den Medien abgegebenen Berichten und Stellungnahmen auseinanderzusetzen, empfiehlt es sich, im Klassenzimmer eine Pinnwand einzurichten. Nach den besonderen Interessen der Schülerinnen und Schüler werden während einer Woche oder eines längeren Zeitraumes gezielt Artikel aus Tageszeitungen gesammelt und angeschlagen. [...]

Die zweite Art der schulischen Wandzeitung hält das soziale und schulische Geschehen innerhalb einer Gruppe/Klasse fest und stellt es zur Diskussion. Sie regelt ein lebendiges Miteinander, das innere soziale Geschehen der Gruppe/Klasse. Diese Arbeitstechnik geht auf Freinet zurück. Um alle in einer Klasse vorkommenden Probleme in Selbst- und Mitverantwortung der Schülerinnen und Schüler regeln zu können, ließ er wöchentlich ein journal mural (Wandzeitung) anfertigen. Diese Wandzeitung ist in folgende vier Felder eingeteilt:

Wandzeitung der Klasse ... für die Zeit vom ... bis ...

  1. Wir wünschen...
  2. Wir kritisieren...
  3. Wir haben realisiert...
  4. Wir beglückwünschen...

Die Wandzeitung dient zur Eintragung aller persönlichen Bemerkungen der Schülerinnen und Schüler ihrer Wünsche, Vorschläge, ihrer Erfolge und ihrer Kritik. Jede Eintragung ist mit dem Namen des eintragenden Schülers bzw. der eingetragenen Schülerin versehen. Anonyme Eintragungen gibt es nicht, da es für die politische Erziehung wichtig ist, dass jeder lernt, für sein Handeln einzustehen. Am Ende jeder Woche werden die Eintragungen regelmäßig besprochen. Gemeinsam wird beraten, wie ein angerichteter Schaden repariert, eine Fehlhaltung korrigiert, ein Problem gelöst wird oder Wünsche werden können."
Quelle: Hans Jörg, Wandzeitung und Plakat, in: Mickel 1999, S. 457ff.

Geschichte

Die ersten Wandzeitungen (Plakatzeitung) wurden von den Römern geschaffen, die an öffentlichen Plätzen Flugblätter mit Nachrichten aufhängten. In den Anfangsjahren der Sowjetunion waren Wandzeitungen auch ein Publikationsmittel. Die Verwendung verbreitete sich dann in allen kommunistischen Ländern. Zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts gibt es in der Volksrepublik China immer noch Wandzeitungen. Hier wird es dazibao genannt, was so viel wie Plakat mit großen Buchstaben bedeutet.

"Historisch gesehen ist die Wandzeitung als Mittel der Agitation und politischen Meinungsäußerung in der Sowjetunion entstanden. [...] In Deutschland und im übrigen Westeuropa wurde ab 1968 die Wandzeitung auch von der studentischen Protestbewegung und anderen, sich als basisdemokratisch bezeichnenden Bewegungen als Mittel der Gegeninformation eingesetzt, weil man die Berichterstattung der Massenmedien als einseitig oder irreführend ansah. Heute findet man in jeder Hochschule Wandflächen, auf denen Studierende in Art einer Wandzeitung ihre Meinung zu bestimmten Fragen oder Maßnahmen kundtun. [...] Im schulischen Bereich wird die Wandzeitung seit 1924 von dem französischen Pädagogen C. Freinet und der von ihm gegründeten Bewegung Ecole Moderne eingesetzt. "
Quelle: Hans Jörg, Wandzeitung und Plakat, in: Mickel 1999, S. 457ff.

Literatur